
Laborversuch über die Liebe: Puccinis «Turandot» als Plädoyer für Versöhnung
So hat man dieses Werk noch nie gehört: Christof Loy verpasst der unvollendeten letzten Oper Puccinis einen neuen Schluss. Die Musik dazu stammt aus «Manon Lescaut». Doch bei dem gewagten Experiment in Basel knirscht es erheblich.
Aber meine Liebe, sie stirbt nicht: «Ma l’amor mio – non muor», singt Miren Urbieta-Vega im leeren, weissen Raum, ehe der Dirigent José Miguel Pérez-Sierra den Klang des Sinfonieorchesters Basel noch zweimal an- und wieder abschwellen lässt. Dann stirbt diese Frau, die eigentlich die Prinzessin Turandot ist; hier aber singt sie die letzte Arie der Manon Lescaut, umgeben von der lebensfeindlichen amerikanischen Wüste. Das ist nicht nur geografisch eine andere Welt als das finstere Märchen-China der «Turandot», sondern auch musikalisch und inhaltlich. Aber der Regisseur Christof Loy denkt Puccinis letzte, unvollendet gebliebene Oper am Theater Basel vom Ende her.