Mir – WM: Die Stille des Friedens als letztes Signal

Das Basler Noise-Bollwerk Mir gibt fünf Jahre nach dem Tod seines «Drummer Extraordinär», Daniel Buess, das wehmütig erwartete Klang-Vermächtnis auf schneeweissem Vinyl heraus. Es klingt trotzdem nach Zukunft.

Manchmal klingt ein Track wie ein Stück Literatur. Besser gesagt wie das Bild, das die literarische Schilderung heraufbeschwört, und die Musik ist der Soundtrack. «Bzr» etwa, der Titel, der diese letzte Mir-LP eröffnet, fiept genau in jenem Moment, im Gleichklang mit einem verirrten Sonnenstrahl im Fensterkreuz, aus den Lautsprechern im Schlafzimmer, als – wie von kalter Geisterhand ... Quatsch, es war der Staubsauger, der ins Regal gerattert war – ein paar dicke Bücher aus dem Regal rutschen und zu Boden poltern, darunter eben auch «Gourrama», der Debüt-Roman von Friedrich Glauser aus der Fremdenlegion Nordafrikas. Wo also dichte, atemlose Literatur der (19)30er Jahre und dichte, atemlose Musik der (20)20er Jahre dank eines Staubsaugers und eines Plattenspielers zusammenfinden, im Schlafzimmer zum Beispiel, macht plötzlich alles wieder Sinn. Also, die Kunst. Das Leben. Musik.

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